Thor Andersen Ula (1843-1920)
Als Neunjähriger durfte Thor Andersen seinem Vater, dem berühmten Lotsen Ulabrand, als Lotsenjunge zur Hand gehen. Als der Vater an Bord eines Segelschiffs kletterte, musste der Junge mit dem Lotsenboot hinterhersegeln – und zwar ganz allein.
Der kleine Thor segelte dem holländischen Segelschiff hinterher, auf dem sich sein Vater befand. Aber das Segelschiff fuhr zu rasch, und Thor musste sich selbst seinen Weg zwischen Holmen und Schären suchen. In Fredrikstad angekommen, waren die Erwachsenen sehr von dem Neunjährigen beeindruckt, und der Lotsenjunge erhielt für seinen Einsatz Geld von den Schiffsleuten. Für die Lotsenjungen gehörte es zu ihrer Ausbildung, das Lotsenboot wieder an Land zu bringen oder dem Segelschiff zu folgen, auf dem der Lotse war.
Thor Andersen Ula (1843-1920) wuchs beim Schutzhafen in Ula auf. Von hier aus war es nicht weit zur Bergkuppe, von der aus die Lotsen nach Schiffen Ausschau hielten. Es war wichtig, die Schiffe vor der Konkurrenz zu entdecken, denn der Lotse, der als erstes das Schiff erreichte, erhielt den Auftrag.
1866 machte Thor die Lotsenprüfung in Larvik. Er bestand und erhielt das Lotsendiplom und ein eigenes Schild. Er heiratete eine Frau namens Kristine und bekam sechs Kinder. Zwei der Söhne wurden Lotsen. Der jüngste Sohn starb im Alter von 13, als er auf dem Meer verschwand.
Thor war in vielerlei Hinsicht das Gegenteil seines Vaters. Während Ulabrand sich laut gebärdete und auf der Rückkehr von Lotsenaufträgen in den Wirtshäusern in Streitigkeiten verwickelt wurde, nahm der Sohn still und ruhig den Zug nach Hause.
Thor war auch in der Gewerkschaft aktiv, um die Arbeitsbedingungen für Lotsen zu bessern.
Einmal segelte Thor bis nach Dänemark, um einen Auftrag zu erhalten. Da wurden die anderen Lotsen böse, und Thor erhielt keinen Lohn.
Zu Lebzeiten Thors mussten die meisten Lotsen sich selbst ein Lotsenboot zulegen. Thor war erfinderisch und nahm an seinen Booten, die als vortrefflich galten, kleine Verbesserungen vor. Das Lotsenboot Frithjof II. war Thors letztes Boot, das er bis zum Verlust seiner Sehkraft benutzte. Er trat 1905 in den Ruhestand.
Im Jahre 2020 ist es 100 Jahre her, dass Thor Andersen Ula starb, aber sein Lotsenboot segelt weiter als Museumsboot Frithjof II.