Chanan Dhillon

aus Indien, 1923 geboren. Ingenieur, kämpfte an der Seite der Alliierten für die Kolonialmacht in Großbritannien 1942-1945. Fotografiert 2002.

Tobruk, Libyen 1942

Sie ziehen sich um Mitternacht zurück. Sie sehen die deutschen Truppen. Ein Ring schließt sich um sie, Feinde auf Motorrädern und mit schweren Waffen. Sie bewegen sich hinaus in die Wüste, entwerfen einen Plan, wie sie die Mauer des Widerstandes durchbrechen können.

Der Inder Chanan Dhillon ist einer der Kämpfer seiner britischen Kolonialmacht. Sie sind zunächst durch das Gebiet des heutigen Irak marschiert, setzen ihren Weg fort durch den Iran bis nach Nordafrika. Sie erreichen den Flugplatz El Daba, danach Marsa Matruh.

Die große Schlacht wird nun in der Wüste bei Tobruk stattfinden, einer Hafenstadt, die ein wichtiger Kriegsschauplatz wird Der Hafen ist eine gute Anlegestelle für die Frontversorgung.

Vor wenigen Jahren noch wäre für Dhillon ein Soldatenleben undenkbar gewesen. Er wuchs in einem kleinen Dorf in der Ludhiana-Region auf. Im Indien der 1930iger Jahre.

Bevor er den 7 km langen Schulweg geht, muss er noch die Büffelherde mit Wasser versorgen. Zu jener Zeit gehen junge Inder zur Schule um Staatsangestellte zu werden. Dhillon lag der Gedanke völlig fern, einst Soldat zu werden. Aber britische Offiziere bemerken Dhillons Talent als Athlet, als Hockeyspieler. Ein britischer Kapitän mit Namen Radcliff-Smith interessiert sich besonders für den Jungen.

Er beobachtet Dhillon während einer Hockeymeisterschaft im Hagelsturm und leiht dem indischen Dorfjungen seinen Mantel. Eine sehr ungewöhn- liche Geste eines britischen Übergeordneten.

Sechs Monate später wird Dhillon für einen Offiziersposten vorgeschlagen.
Als der Krieg ausbricht, ist er schon weit oben in der Hierarchie der indischen Militärregierung angelangt.

Mehr als 4 Millionen Frauen und Männer meldeten sich freiwillig zum Militärdienst während des 1. und 2. Welt- krieges.
Zurück zum Kampf von Tobruk.

Als Dhillons Bataillon dort ankommt ist der Kampf für die Alliierten so gut wie verloren. Umzingelt von deutschen Truppen sind sie gezwungen sich zu ergeben. Sämtliche Gefangenen werden auf ein Schiff nach Italien geladen. Auf dieser Reise soll sich ein neuer Kampf abspielen.

60 km vor der sizilianischen Küste wird das Schiff von einem Tornado getroffen.

Das Schiff sinkt innerhalb von nur 20 Minuten. Die Gefangenschaft endet unmittelbar. Jeder Einzelne, egal auf welcher Seite, kämpft nun um sein eigenes Leben. Überleben ist jetzt alles, wenn es gelingt eine Rettungsweste der Italiener an sich zu reißen. Dem tosenden Meer ausgesetzt, das sich anschickt das sinkende Militärschiff zu umfangen, glaubt Dhillon sterben zu müssen. Aber er kämpft und gewinnt.

Dhillon wird schließlich aus der See gefischt. Allerdings sind seine Retter deutsche Seeleute, die ihn einem italienischen Gefangenenlager überlassen. Der kurze Augenblick der Freiheit liegt hinter ihm, aber sein Leben ist gerettet.

Im Lager befinden sich Australier, Briten und indische Gefangene. Alle mit einem einzigen Ziel vor Augen: zu fliehen.

Unter ihnen sind Ingenieure und man plant gemeinsam: man wird einen Tunnel graben. Und dieser Plan glückt, aber nur für wenige. Chanan Dhilon ist einer der 40 geflohenen Gefangenen. Aber ihn und seine indischen Landsleute verrät der Turban. Wieder werden sie gefangen genommen und ins Gefängnis gebracht.

Dies hätte das Ende von Dhillons Krieg sein können.

Aber es ist das Jahr 1942 und die Italiener stehen kurz vor der Kapitulation. Dhillon und seine indischen Kameraden werden in ein neues Gefangenenlager gebracht.

Diesmal nach Deutschland, in die Nähe von Frankfurt. Hier wird er- beauftragt, den abgetrennten Teil des Lagers mit indischen Gefangenen, zu leiten und Aktivitäten sowie soziale Angebote für die Häftlinge zu organisieren.

Dhillon entsinnt sich: die deutschen Behörden respektieren die Genfer Konvention, im Gegensatz zu den Soldaten.
Als einer von Dhillons Untergebenen von deutscher Seite den Befehl bekommt Minen zu detonieren, weigert er sich. Dhillon hat den Soldaten andere Anweisungen gegeben – nur Arbeiten auszuführen die nicht kriegsorientiert sind. Dies endet in Lageraufruhr. Ein Deutscher wirft eine Granate.

Oberst Dhillon ordnet an den Ort zu besichtigen an dem der Aufruhr begann.
Fünf Menschen haben ihr Leben verloren, allesamt Inder.

Die deutschen Soldaten werden arrestiert. Die Männer, die Macht in Gefangenenlagern haben, sind doch nicht allmächtig, sie werden abgesetzt und verurteilt, ein Ausnahmezustand im militärischen Zusammenhang.

Dhillon kommt frei und wird nach Indien zurückgeschickt, unmittelbar bevor die alliierten die Macht übernehmen.

"Auf tosender See, die das sinkende Militärschiff umfängt, glaubt Dhillon, dem Tode nahe zu sein".